Erfahrungsbericht des achtwöchigen Schüleraustausches mit der IIS Mosé Bianchi

Von Lillemor Kröger, 16

In den letzten zwei Monaten hatte ich die Möglichkeit einen Schüleraustausch mit der Organisation Erasmus+ zu machen. Der gesamte Austausch dauerte vom 30.09.24 bis zum 28.11.24. Das Ganze fand in Monza, einer Stadt direkt neben Mailand statt. Monza liegt in der italienischen Region Lombardei in Norditalien. Während meines Aufenthalts wohnte ich dem kleinen Vorort Sovico, bzw. Albiate.

Auf die Idee, diese Erfahrung zu machen, kam ich bereits im Dezember des Jahres 2023. Dort meldete ich mich an und lernte meine Austauschpartnerin Elisa online kennen. Meine Ziele waren sowohl neue kulturelle als auch soziale Erfahrungen. Ich wollte mich allgemein weiterbilden und eine Selbstständigkeit entwickeln, die ich in meinem deutschen Alltag auf diese Weise schwer erreichen kann. Dadurch, dass ich nie Italienisch in der Schule gelernt habe, sollten sich meine Sprachkenntnisse in Italienisch und Englisch verbessern, da dies meine meistgesprochene Sprache im Austausch war.

 

Um mich im Vorfeld bereits auf die Sprache vorzubereiten, habe ich sowohl selbstständig auf der App Duolingo gelernt als auch einen zehnwöchigen Italienisch-Kurs für Jugendliche mit den anderen Personen, die ebenfalls am Austausch teilnehmen, gemacht.

Selbstverständlich waren viele organisatorische Aspekte zu berücksichtigen. Von Erasmus+ mussten viele Dokumente ausgefüllt werden und auch in der Schule wurden viele Sachen mit den Lehrern besprochen. Gerade im Bereich der Benotung und der Wiederholung des Lernstoffes sollten wir im Vorfeld mit unseren Lehrern besprechen, wie wir dies in einzelnen Fächern handhaben.

Meine Austauschpartnerin kannte ich bereits schon einige Zeit. Die italienischen Teilnehmer waren von Januar bis März bei uns Besuch, sodass unser Aufenthalt zu einem Rückbesuch wurde. Das erleichterte vieles sehr, da wir uns mit allen bereits angefreundet hatten und dadurch eine große Wiedersehensfreude am Ankunftstag verspürten.

Natürlich war ich sehr nervös, aufgrund der langen Zeit, die ich von zuhause weg war. Ich machte mir Sorgen um Heimweh oder Schwierigkeiten im Alltag, da ich noch nie so lange von zuhause weg war und niemand wusste, wie diese Zeit ohne Familie und Freunde in Deutschland werden würde.

Meine Erwartungen waren allgemein einen schönen Austausch mit tollen, neuen Erfahrungen und einer netten Gastfamilie zu haben. Ich habe mir vorgenommen meine Ziele zu erreichen und mich an das italienische Leben so gut wie möglich anzupassen.

Schon auf der ersten Autofahrt konnten wir als Gruppe viele Unterschiede im Optischen ausmachen. Die Städte und ihre Architektur sehen sehr anders aus, viele Teile sind meiner Meinung nach allerdings schöner als in Deutschland. Bei unserer Ankunft wurden wir sehr herzlich begrüßt. Der generelle Umgang mit Menschen ist mir direkt sehr offen und fröhlich aufgefallen, was gerade in den ersten Tagen geholfen hat. Italienische Häuser sind grundsätzlich kleiner und schlichter als bei uns. Das und auch andere Umstände sind darauf zurückzuführen, dass Deutschland ein reicheres Land ist und Gelder vom Staat anders geregelt werden. Das ist direkt deutlich geworden.

Wie erhofft, wurde ich von meiner Gastfamilie toll empfangen, sodass ich mich sofort wohlgefühlt habe. Während der Woche lebten wir aus Platzgründen bei der Tante und dem Onkel von Elisa. Am Wochenende teilten wir uns ein Zimmer in der Wohnung ihrer Eltern. Das führte dazu, dass ich in zwei Haushalten wohnte, von denen ich direkt herzlich empfangen wurde. Auch alle anderen Familienmitglieder waren sehr nett und offen. So konnte ich mich super einleben, trotz leichtem Heimweh in den ersten Tagen.

 

Sofort habe ich einen komplett anderen Schulalltag erlebt. In unserer Klasse haben wir an einem normalen Tag von 08:00 bis 14:00 Uhr fünf bis sechs Fächer pro Tag. Jedes Fach nimmt eine der sechs Stunden am Tag ein. So hat man pro Fach genau eine Stunde Zeit. Eine Pause von zwanzig Minuten finden zwischen zwei Stunden statt. Freitags kommen dann noch zwei Stunden Sport, inklusive Mittagspause dazu, sodass wir bis 16:00 Unterricht haben. In einer englischen Präsentation über das italienische Schulsystem haben wir viele Unterschiede feststellen können. In den Unterricht waren wir natürlich nur in Englisch richtig eingebunden, da wir in den anderen Fächern durch die Sprachbarriere kaum etwas verstanden. Unsere Klasse hat auch viele andere Fächer, da ihre Bildung auf dem Schwerpunkt Tourismus liegt. In Fächern wie Sport oder Mathematik haben wir als Einbindung Präsentationen auf Englisch gehalten.

Außerhalb der Schule habe ich mit meiner Familie viel unternommen. Wir sind in umliegende Städte gefahren und haben natürlich auch viel von Mailand gesehen. An einem Wochenende bin ich mit meiner Familie und Freunden in die Berge gefahren. Mit unserer Austauschgruppe waren wir natürlich auch bei berühmten Attraktionen, wie z.B. dem Autodromo, der berühmten Formel 1 Rennstrecke in Monza. Außerdem habe ich viele Freunde von Elisa kennengelernt und habe mich mit allen sehr gut verstanden. Mit denen, die ich öfters gesehen habe, konnte ich auch leichte Freundschaften schließen. Einen großen Kontakt zur großen Austauschgruppe hatten wir wenig, da viele ihre eigenen Freundeskreise haben und wir so einzeln in diese eingebunden wurden. Die Italiener hatten zu dieser Zeit sehr viel mit der Schule zu tun, weshalb wir auch oft unter uns Deutschen Aktivitäten geplant haben.

 

Kulturelle Unterschiede habe ich immer wieder festgestellt. Natürlich hatten wir verbunden mit unserem ersten Eindruck bereits oberflächliche Unterschiede festgestellt, für mich kamen aber oft weitere dazu. Italienische Familien haben oft ein anders Zeitmanagementsystem. Die Zeiten des Essens sind sehr anders. Gerade beim gemeinsamen Abendessen fangen viele Familien erst zwischen 20:00 und 21:00 an. Das war eine Umgewöhnung, da ich mit meiner Familie normalerweise zwei Stunden früher esse. Außerdem sind öffentliche Verkehrsmittel deutlich voller. Das System ist sehr ähnlich, allerdings nutzen viele nicht ihr Auto, sondern bewegen sich ausschließlich mit Bus, Bahn und der Metro fort.

Der Charakter der Menschen ist grundsätzlich herzlicher. Die Jugendlichen sind teilweise aber vom Verhalten sehr anders. Viele, die auch an unserer Schule waren, hatten weniger Respekt als in Deutschland und eine sehr stumpfe oder unangenehm offene Weise zu kommunizieren. Das war oft gewöhnungsbedürftig, aber kein großes Problem.

Ein großer Aspekt war die Sprachbarriere, die für mich täglich eine Rolle einnahm. Der Großteil der Bevölkerung spricht kaum Englisch. So war es auch in meiner Gastfamilie oft schwierig. Auch Menschen in meinem Alter, können sich oft nur schwer verständigen. Das hat zu Herausforderungen geführt, die wir gemeinsam aber eigentlich immer gut bewältigen konnten. Gerade am Anfang gab es dadurch oft Missverständnisse. Gelöst haben wir das Problem immer durch das Übersetzen von Personen, die sowohl Italienisch als auch Englisch sprechen. Oft wurde auch der Google Übersetzer genutzt.

Auch kulinarisch gab es natürlich viele neue Sachen und Gerichte, die ich ausprobiert habe. Der Aspekt des Essens hat mir im Vorfeld viel Sorge bereitet, da ich mir Gedanken gemacht habe, ob ich hier etwas finden oder Schwierigkeiten haben werde. Im Endeffekt bin ich aber positiv überrascht wie wenige Komplikationen es gab. Diesen Fortschritt werde ich sicherlich mit nach Deutschland nehmen.

 

Für mich werden einige Sachen besonders in Erinnerung bleiben. An das erste Treffen mit der Familie werde ich immer gerne denken. Außerdem war der erste Besuch von Mailand für mich ein absolutes Highlight. Andere Ausflüge wie beim Autodromo oder das Wochenende in den Bergen werde ich als tolle Erinnerung behalten. Meine Lieblingsaktivität mit Elisa waren definitiv die drei Konzerte, die wir erlebt haben.

Viele neue Erkenntnisse kann ich durch den Austausch mit nach Deutschland nehmen. Ich habe hier gelernt selbstständiger zu sein und mich besser zu organisieren. Probleme, die im Alltag entstehen, wie z.B. Sprachbarrieren kann man gemeinsam immer auf eine Weise lösen und aus der Welt schaffen. Aus dem Land generell bekam ich ein neues kulturelles Verständnis und konnte hier neue Erfahrungen sammeln.

Bei der Rückkehr waren meine Gefühle sehr gemischt. Natürlich war ich beim Abschied sehr traurig, die Zeit und die Menschen hinter mir zu lassen. Die Herzlichkeit war bis zum Ende immer zu spüren und das werde ich nie vergessen. Bei der Ankunft war ich dann aber auch sehr erleichtert wieder zuhause bei meiner Familie zu sein und mich wieder in meinen Alltag einfinden zu können. Für mich war es die perfekte Mischung aus Traurigkeit und Freude, die gezeigt hat, was für eine schöne Zeit wir alle hatten. Am Anfang hat es selbstverständlich etwas gedauert sich wieder an den Alltag zu gewöhnen, da die italienischen Routinen normal für mich wurden. Insgesamt habe ich mich aber schnell wieder in Deutschland eingelebt und bin froh jetzt wieder zuhause zu sein.

Für mich hatte meine Zeit in Italien natürlich eine große Auswirkung auf mein zukünftiges Leben. Neue Sachen, die ich gelernt habe, konnte ich in meinen gewohnten Alltag mitnehmen und profitieren. Die Zeit hat sich auf viele meiner Sichtweisen ausgewirkt und ich denke, dass sich mein Charakter in diesen zwei Monaten ebenfalls etwas verändert hat.

Anderen Personen, die in Zukunft an einem Austausch teilnehmen, würde ich empfehlen, den Ereignissen immer mit einer offenen Haltung zu begegnen und sich so versuchen an andere Umstände so gut wie möglich anzupassen. Um Probleme zu lösen, ist die Kommunikation mit dem Austauschpartner und der Gastfamilie total wichtig. In den meisten Fällen machen sie es auch zum ersten Mal, sodass man nicht erwarten kann, dass alles perfekt läuft. Im Gegenzug sollte man selber auch kritikfähig sein und versuchen mit seiner Gastfamilien keine unnötigen Konflikte zu starten.

 

Abschließend kann ich sagen, dass sich dieser Schüleraustausch für mich absolut gelohnt hat. Die Erfahrungen und Fähigkeiten, mit denen ich Italien verlassen habe, hätte ich wohl nirgendwo anders so sammeln können. Die Zeit hat mich für mein restliches Leben gelehrt und ich bin unglaublich dankbar für diese Zeit.

Selbstverständlich war es eine riesige Chance, die Erasmus+ uns mit diesem Austausch ermöglicht hat. Es war eine sehr gute Entscheidung diese Organisation zu wählen und durchaus kann ich mir vorstellen weitere Austausche mit Erasmus+ zu machen.

Danke an alle Beteiligten für diese schöne Zeit!