Ungarn-Austausch zum Thema „Gleichberechtigung“
In der Nacht von Samstag, den 13.09., auf Sonntag, den 14.09., kamen unsere ungarischen Austauschpartner/-innen nach einer gut 14-stündigen Zugfahrt erschöpft am Wildeshauser Bahnhof an. Unsere Lehrkräfte und wir nahmen sie am Bahnhof in Empfang.
Am Sonntag, unserem ersten gemeinsamen Tag, stand der Familientag auf dem Programm. Nach der langen Anreise konnten die ungarischen Austauschschüler/-innen zunächst einmal ausschlafen und sich ein wenig vom Vortag erholen. Den Tag verbrachten alle in ihren Gastfamilien. Dabei gab es ganz unterschiedliche Aktivitäten: Einige Familien machten einen Ausflug an die Nordsee, andere unternahmen eine Kanutour auf der Hunte, wieder andere gingen gemeinsam bowlen oder besuchten das Museumsdorf in Cloppenburg. Unabhängig von der Gestaltung des Tages hatten alle viel Spaß, sodass am Ende des Tages die Vorfreude auf die bevorstehende gemeinsame Woche groß war.
Montags hatten wir ein besonders schönes Programm für unsere ungarischen Austauschschüler/-innen. Zuerst fand eine Schulführung statt, bei der wir ihnen auch erklärt haben, wie der Unterrichtsalltag bei uns abläuft. Die ungarischen Schüler/-innen waren sehr interessiert und haben viele Fragen gestellt. Anschließend haben wir in Gruppen die Meilensteine der Gleichberechtigung erarbeitet und auf einer Stellwand in der Schulstraße ausgestellt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa haben wir eine Stadtrallye durch Wildeshausen durchgeführt. Dafür wurden kleine Gruppen gebildet, in denen jeweils deutsche und ungarische Schüler/-innen zusammengearbeitet haben. Die Rallye führte uns zu verschiedenen Stationen in der Stadt - unter anderem zum Marktplatz, zum Bibelgarten und zur Alexanderkirche. An jeder Station mussten die Teams kleine Aufgaben oder Rätsel lösen. Zum Schluss wurden die Gewinner bekanntgegeben, die sich über eine kleine Belohnung freuen durften. Danach sind wir alle gemeinsam Eis essen gegangen, was nach dem vielen Laufen eine willkommene Abkühlung war. Insgesamt war es ein sehr schöner und lustiger Tag, an dem wir viel Spaß zusammen gehabt haben.
Dienstag begann der Tag mit regulärem Unterricht in den ersten beiden Stunden, bei dem auch unsere Austauschpartner/-innen dabei waren. Danach beschäftigten wir uns mit einer Dokumentation über Helene Lange, die uns einen Eindruck von ihrem Leben und ihrem Engagement für Frauenrechte vermittelte. Besonders deutlich wurde, dass sie sich ihr Leben lang für bessere Bildungschancen für Mädchen und für mehr Gleichberechtigung einsetzte. Im Anschluss fand ein Treffen mit der Kommunalpolitikerin Gudrun Brockmeyer statt. Sie erzählte sehr offen von ihrem Lebensweg. Spannend war unter anderem, dass ihr Mann damals der erste Mann in Deutschland war, der Vaterschaftsurlaub beantragte.
Gemeinsam fuhren wir mit dem Bus nach Oldenburg, wo uns eine von drei Schülerinnen vorbereitete Stadttour erwartete. Dabei standen besonders die Spuren von Helene Lange im Mittelpunkt. Wir erfuhren unter anderem etwas über ihr Geburtshaus, ein Denkmal und die nach ihr benannte Schule. Außerdem wurde deutlich, wie sehr sie für den Zugang von Mädchen zu Bildung, Kunst und Politik kämpfte, während Frauen damals in vielen Bereichen ausgeschlossen waren. Ihre Zitate machten klar, dass sie schon früh forderte, Frauen nicht nur als „Anhängsel“ der Männer zu sehen, sondern ihnen eine eigene Stimme zu geben. Danach hatten wir noch etwas Freizeit, bevor wir den Tag gemeinsam in einem Restaurant ausklingen ließen.
Am Mittwoch waren wir zunächst vormittags im Unterricht. Danach kamen zwei sehr inspirierende Frauen - Frau Logemann, die Gleichstellungsbeauftragte, und Frau Fusshöller, eine Ansprechpartnerin bei der Frauen- und Mädchenberatung - zu uns, die einen interaktiven Vortrag zum Thema „Grenzen setzen“ gehalten haben. Dieses sensible Thema wurde sehr feinfühlig von den beidem Frauen vorgetragen. Im Anschluss nahmen wir an einem Selbstverteidigungskurs teil. Dort konnten wir nun die durch den Vortrag theoretisch behandelte Gewaltprävention auch praktisch umsetzen. Ein Trainer der Kampfakademie Wildeshausen zeigte uns einige Techniken, mit denen man sich in Gefahrensituationen besser schützen kann. So übten wir unter anderem sich aus einem Würgegriff zu befreien oder sich von einem festen Griff des Angreifers loszureißen. Der Kurs war damit nicht nur informativ, sondern auch auf praktischer Ebene sehr spannend und hat allen viel Spaß gemacht. Nach dem offiziellen Programm hatten wir dann Freizeit. So konnten wir in den jeweiligen Familien in entspannter Atmosphäre den Tag ausklingen lassen. Insgesamt war es ein sehr abwechslungsreicher und lehrreicher Tag.
Donnerstag trafen wir uns schon früh um 06:45 Uhr am Bahnhof, um gemeinsam nach Hamburg zu fahren. Nach einer etwa dreistündigen Zugfahrt kamen wir gegen 10:00 Uhr in der Stadt an und starteten direkt mit einer geführten Tour zum Thema „Frauen am Hafen und auf St. Pauli - von Dockschwalben, Kapitäninnen und Fischfrauen“. Während der rund zweistündigen Führung erfuhren wir viel über das Leben und die Rolle der Frauen in der Geschichte des Hamburger Hafens, von den harten Arbeitsbedingungen früherer Zeiten bis hin zu modernen Beispielen starker und selbstständiger Frauen, die sich in einem von Männern dominierten Umfeld behaupteten. Besonders schön war auch der Besuch des alten Elbtunnels. Nach der Tour hatten wir um die Mittagszeit eine längere Pause und etwas Freizeit, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden oder etwas zu essen. Am Nachmittag trafen wir uns beim Hamburger Dungeon, wo wir eine spannende und teils gruselige Führung durch die dunkle Geschichte Hamburgs erlebten. Nach diesem ereignisreichen Tag traten wir anschließend gemeinsam die Rückfahrt mit der Bahn an.
Am Freitag brachen wir dann alle zusammen zu unserer letzten gemeinsamen Unternehmung auf. Um 8:00 Uhr morgens trafen wir uns am Bahnhof in Wildeshausen, um den Zug nach Bremen zu nehmen. In Bremen angekommen, übernahmen zwei deutsche Schüler die Stadtführung durch die Innenstadt von Bremen. Dabei kamen wir unter anderem am Marktplatz, am Roland, am Rathaus, dem St. Petri Dom, dem Schnoor und natürlich an den Bremer Stadtmusikanten und der Schlachte vorbei. Somit bekamen die ungarischen Schüler/-innen, sowie Lehrerinnen einen sehr schönen Einblick. Die Tour endete schlussendlich an der Schlachte und wir hatten Freizeit.
Am Abend trafen wir uns dann nochmal als ganze Gruppe. Hierbei waren alle anwesend, sogar unsere Lehrerinnen kamen dazu. Dank eines deutschen Schülers, der bereitwillig seinen Garten zur Verfügung gestellt hat, konnten wir nämlich eine Abschlussfeier bei ihm stattfinden lassen. Es wurde lecker gegrillt und jeder brachte eine Beilage mit. Später am Abend verabschiedeten sich die Lehrkräfte und wir Schüler haben noch nett miteinander gefeiert. Dieser Abend wird uns auf jeden Fall in Erinnerung bleiben, denn hier haben wir definitiv nochmal alle besser zusammengefunden.
Am Samstagmorgen hieß es Abschied nehmen – einer ereignisreichen und intensiven Woche voller gemeinsamer Erlebnisse und neuer Eindrücke stand die Rückreise unserer ungarischen Austauschschüler/-innen bevor. Um 09:45 Uhr versammelten wir uns gemeinsam mit unseren Gästen am Bahnhof in Wildeshausen. Neben unseren Lehrerinnen Frau Grünewald und Frau Albers waren an diesem Morgen auch Herr Krieger sowie die Kommunalpolitikerin Gudrun Brockmeyer vor Ort. Diese überraschte die ungarischen Gäste mit einer keinen Aufmerksamkeit. Persönlich überreichte sie Lunchpakete und ein Erinnerungsfoto an jeden der Austauschschüler – eine wertschätzende Geste und ein schönes Souvenir für die Heimreise, das für große Freude sorgte. Begleitet von herzlichen Umarmungen, guten Wünschen, dankbaren Worten und dem einen oder anderen emotionalen Moment, mussten wir schließlich voneinander Abschied nehmen, bevor der Zug um 10 Uhr abfuhr.
Rückblickend war der Austausch für uns alle eine besondere Zeit. Wir haben nicht nur viele neue Eindrücke gesammelt und spannende Orte entdeckt, sondern vor allem wertvolle Kontakte geknüpft, die über Landesgrenzen hinweg reichen. Der Abschied fiel zwar schwer, aber für alle Beteiligten war es eine besondere Zeit, die in Erinnerung bleiben wird.
Die Schüleraustauschbegegnung wurde u. a. aus Mitteln der Initiative "Schulen: Partner der Zukunft" (PASCH) des Auswärtigen Amts gefördert und durch den Pädagogischen Austauschdienst (PAD) des Sekretariats der Kultusministerkonferenz unterstützt. An dieser Stelle möchten wir uns recht herzlich für die Förderung bedanken!
Am Bericht mitgewirkt haben: Ceren Gürbüz, Alina Stroot, Marie Sudholz, Zoe Pietsch, Emma Konnemann, Maja Bergfeld, Amelie Lux und Anneke Halling (Q1).