Krisen - und was sie mit uns machen
Erasmus+ Projekt „B.R.I.D.GE the Gap“ trifft sich in der Tschechischen Republik

Seit 18 Monaten arbeiten Schüler/-innen und Lehrerinnen aus Griechenland, Italien, Spanien, der Tschechischen Republik und Wildeshausen gemeinsam am übergeordneten Thema „Brücken bauen“. Die letzte sogenannte „Mobilität“ (Austauschfahrt) fand nun in der südtschechischen Stadt Ivancice statt. Inhaltlicher Schwerpunkt der vorbereitenden Aufgaben und der Arbeit vor Ort war dieses Mal „Mentale Gesundheit“. Spätestens seit der Corona-Pandemie steht dieses Thema im Zentrum der öffentlichen Debatte, nicht nur, wenn es um Folgen der Corona-Jahre geht. Gerade unter Jugendlichen hat sich der Anteil derjenigen erhöht, die unter psychischen Problemen oder Erkrankungen leiden.
Die Aufgabe der Teilnehmer/-innen war es, im Vorfeld Statistiken zu diesem Thema zusammenzutragen und eine Zeitleiste zu wichtigen Ereignissen zu erstellen. Dies geschah sowohl in nationalen als auch transnationalen Teams. Vor Ort am Gymnázium Jana Blahoslava wurden die Ergebnisse im Plenum auf Englisch präsentiert. Außerdem fanden Workshops zum Thema statt, bei denen die Schüler/-innen sowohl Übungen zu Achtsamkeit, Wertschätzung und Wohlbefinden machten als auch sich im Kunstraum kreativ betätigten und über Kreativität in Schule und Berufsleben sprachen und schrieben. Während eines weiteren Workshops wurde ein Lied eingeübt, das ein tschechischer Schüler komponiert und dessen Text eine Schülerin verfasst hatte. Dieses wurde von allen gemeinsam bei der Abschiedsparty vorgetragen.
Aber natürlich erkundeten wir auch die Umgebung: Ivancice ist zwar ein kleines Städtchen, darf sich aber eines berühmten „Sohnes“ rühmen: Alfons Mucha (1860-1939) war einer der bedeutendsten Jugendstil-Maler und Plakatkünstler, der jedoch auch auf 20 großformatigen Bildern die Geschichte der Slawen dargestellt hat. Ein kleines Museum in Ivančice und eine große Ausstellung des „Slawischen Epos“ in der Nähe boten Gelegenheit, dessen Werke zu bewundern.

Aber auch die zweitgrößte Stadt Tschechiens, Brno (Brünn), durften wir erkunden. Neben einer interessanten Stadtführung stand ein ganz besonderer Höhepunkt auf dem Programm: die zum UNESCO Weltkulturerbe zählende „Villa Tugendhat“, eines des bedeutendsten Bauwerke des Bauhaus-Architekten Ludwig Mies van der Rohe, der diese in den Jahren 1929 und 1930 im Auftrag der jüdischen Familie Tugendhat entwarf und baute. Der Bauhaus-Stil, der sich nach dem 1. Weltkrieg - auch als Reaktion auf diese grauenhafte Krise und die damaligen Wohnverhältnisse - in Weimar und Dessau entwickelte, ist geprägt von klaren Linien, hochwertigen Materialien, Transparenz und Funktionalität. Die Villa hat uns alle sehr beeindruckt.
Am letzten Tag erwartete uns die „Goldene Stadt“, Prag, mit der Karlsbrücke, der Burg, dem Wenzelsplatz und unzähligen weiteren Eindrücken. Von dort traten wir dann am nächsten Morgen in Sinne des ökologischen Reisens unsere Bahnfahrt nach Wildeshausen an.
Rückblickend dürften wir sicher behaupten, dass die Beschäftigung mit dem Thema uns gezeigt hat, dass es auch in schwierigen Zeiten Wege gibt, auf unser Wohlbefinden zu achten bzw. uns helfen zu lassen. Gemeinsame Aktivitäten und Begegnungen gehören sicher dazu.
Abschließend soll noch einmal Alfons Mucha zu Wort kommen, der in krisenhaften Zeiten lebte und kurz vor seinem Tod sogar noch von den Nazis interniert wurde. Er beschrieb die Intention seines malerischen Epos folgendermaßen:
„Der Zweck meines Werkes bestand […] im Aufbauen, im Brückenschlagen, denn uns alle muss die Hoffnung nähren, dass die gesamte Menschheit sich näher kommt, und zwar um so leichter, wenn sie sich gegenseitig kennenlernt.“ (Wikipedia)
Wenn das nicht im Sinne unseres Projekts beziehungsweise des gesamten Erasmus+ Programms der EU ist! Wir danken der tschechischen Schule und den Gastfamilien für die herzliche Aufnahme und für den bereichernden Austausch.
Weitere Berichte von den Treffen in Spanien, Italien und Griechenland findet ihr hier.