Ein Tag gegen Diskriminierung

von Philippe Gladen

"Rassismus ist eine Art von Diskriminierung. Durch Rassismus werden Menschen zum Beispiel wegen ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer Haare, ihres Namens oder ihrer Sprache diskriminiert, ausgegrenzt und abgewertet."
(Bundeszentrale für politische Bildung)

Mit dieser Definition starteten wir einen besonders wichtigen Projekttag, dessen Relevanz viele von uns anfangs vielleicht gar nicht richtig einschätzen konnten. Manch einer wird sich noch an eine schulweite Umfrage zu genau jener Thematik erinnern: Eure Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung im Alltag, auch auf unserer Schule. Diese Umfrage diente nun als Einleitung für eine tiefere inhaltliche Auseinandersetzung mit der Thematik, derer sich unser 11. Jahrgang im Rahmen dieses Projekttages widmen durfte.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Langen in der Mensa haben wir mit der Präsentation dieser Umfrage und ihrer Ergebnisse begonnen. Interessant waren besonders die ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen und Perspektiven, welche sich in unserer Schülerschaft gezeigt haben; viele können rassistische Bemerkungen oder Witze gar nicht als solche einordnen oder wollen diese schlichtweg noch nicht im Unterricht oder privaten Raum wahrgenommen haben.

Andere berichteten jedoch das genaue Gegenteil und kritisieren eine unzureichende kritische Reaktion von Schülern und Lehrern in entsprechenden Situationen.
Als Antwort auf die Frage "Hast du dich selbst schon einmal rassistisch geäußert?", antwortete die große Mehrheit mit "Nein", vermutlich intuitiv. Viele unserer Mitschüler haben allerdings auch angegeben, dass sie sich da gar nicht so sicher seien. Erwähnenswert ist ebenfalls, dass für fast die Hälfte unserer Mitschüler das Thema Rassismus nicht ausreichend in der Schule besprochen wird.
Hier wurde noch einmal deutlich, wie hoch doch die Relevanz eines solchen Projekttages für unser schulisches Miteinander ist.

Nach einem spannenden Impulsvortrag durch Christin Kofahl zum Thema Umgang mit Rechtsextremismus und einer darauf folgenden Aussprache ging es weiter mit themenbezogenen Workshops. Dafür wurden die Klassen aufgeteilt und in Gruppen gemischt. Jede Gruppe setzte sich also zunächst mit einem Thema auseinander.

Hier durften wir uns erneut über einen Beitrag von Frau Kofahl von der Koordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit freuen, in dem sie gemeinsam mit den Schülern verschiedene Formen von Diskriminierung erarbeitet hat.

Die Islamische Gemeinde Oldenburg thematisierte in ihrem Workshop die Vorurteile gegenüber Muslimen. Es wurden die sehr unterschiedlichen Deutungen des Korans behandelt, welche den großen Unterschied zwischen friedlichen Gläubigen und dem politischen Islam als Unrechtssystem erklärten.

Auch durften wir Herrn Wöbse von der "Lebenshilfe Delmenhorst" begrüßen. Dieser klärte die Schüler zum Beispiel über Hilfsangebote für Kinder mit Behinderung auf, die aufgrund ihrer körperlichen oder geistigen Einschränkung sonst nicht an der Gesellschaft teilhaben könnten. Stichwort: "Akzeptanz von Neuem".

Über rechtsextreme Zeichen und Symbole sowie Zivilcourage gegen Ausgrenzung informierte ein Vertreter der Wildeshauser Polizei. Inhaltlich konzentrierte er sich dabei auf die rechtlichen Grundlagen bei Zivilcourage, aber auch auf die strafrechtliche Verfolgung von rechtsextremer Symbolik.

Da Diskriminierung nicht nur den Begriff Rassismus subsumiert, sondern auch Sexismus eine große Rolle spielt, wurde die Thematik "Queeres Leben" von Vertreten der "Schlau e.V."  aufgegriffen.

Neben all diesen beruflichen Experten, hatten auch die Schüler des Abiturjahrgangs eines Workshop beigetragen. Heleen Hoffrogge und Learta Dobraj setzten sich gemeinsam mit ihren Mitschülern aus Jahrgang 11 mit den Ursachen und Folgen von "Hate Speech" auseinander und wollten so ein Bewusstsein für die Auswirkungen unseres Sprachgebrauchs schaffen. Dabei entstand eine spannende Gruppendiskussion, bei der beispielsweise der entscheidende Unterschied zwischen konstruktiver Kritik an Einwanderungspolitik und blankem Fremdenhass besprochen wurde. Aber auch über sexuelle Belästigung und das Verhältnis zwischen Opfern und Tätern wurde debattiert.

Im Anschluss an die Workshops, lösten sich die gemischten Schülergruppen auf und das zuvor Gelernte wurde im gewohnten Klassenverband besprochen. Auch sammelte man Ideen für weitere Projekte dieser Art, damit diese wichtigen Themen auch in Zukunft an unserer Schule genügend Beachtung finden. Man erstellte gemeinsam eine Pinnwand, auf der sowohl konstruktive Kritik als auch eine Ideensammlung Platz fand.

Beendet haben wir den Projekttag dann mit einem Gruppenfoto auf dem Schulhof. Auch hat jeder Schüler einen Button erhalten, um auch noch langfristig eine kleine Erinnerung an diesen Projekttag zu haben. Hoffentlich sorgt diese Erinnerung dafür, dass unser Miteinander zukünftig durch mehr Selbstreflexion und Rücksicht geprägt ist.
Im Zuge dessen noch eine sehr treffende und bekannte Formulierung, die wir im Laufe des Tages öfter gehört haben: "Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu".

Der 11. Jahrgang positioniert sich.

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