Achtung, Falschmeldung!
"Lie Detectors" am Gymnasium Wildeshausen
Im Rahmen des Medienkonzepts im Fach Deutsch nehmen im Jahrgang 8 verschiedene Klassen an dem Projekt "Lie Detectors" teil. Das Nachrichtenkompetenzprojekt wirbt auf der eigenen Webseite damit, Jugendliche zu "ermutigen, aufgrund zuverlässiger Informationen eigene Entscheidungen zu treffen und bewusst auf einseitige Berichterstattung und Meinungsmache zu achten." Dies ist in dem Lebensumfeld heutiger Jugendlicher wichtiger denn je.
Johanna Brandes (8e) fasst den Besuch des Journalisten Hendrik Beger in ihrer Klasse folgendermaßen zusammen:
„Insgesamt haben uns die 90 Minuten gut gefallen, da sie uns nähergebracht haben, wie wir mit Nachrichten umgehen können. Wir haben gelernt, worauf wir achten können, um zu unterscheiden, ob es sich um eine wahre oder falsche Nachricht handelt und wie leicht es doch ist, Fake News zu verbreiten.“
Beispielhaft berichtet Milas Görlich ausführlich von den Erfahrungen der Klasse 8c mit dem Projekt:
"Am 16. November 2023 besuchte uns der Journalist Herr Spangenberg in unserer Deutschstunde. Da Herr Spangenberg in Berlin wohnt, konnte dieser Besuch leider nur digital über unsere IServ-Plattform stattfinden. Vor der Präsentation stellte er sich erst einmal vor: Herr Spangenberg arbeitet bei der „Deutschen Welle“. Dies ist ein Radiosender, der Deutschland in der Welt repräsentiert und in 32 verschiedenen Sprachen ausgestrahlt wird. Er selbst arbeite dort z. B. zum Thema „Soziale Netzwerke“, erzählte er uns. Er sprach über seine Karriere und teilte uns kurz darauf mit, dass er unter anderem Angela Merkel interviewt habe.
Am Anfang der richtigen Präsentation zeigte Herr Spangenberg uns ein Kinderfoto von sich und seiner Klasse zur Einschulung am Gymnasium in Hameln im Jahr 1968. Er erzählte uns noch ein bisschen mehr über sich selbst. Anschließend erklärte er anhand des Bildes und der an uns weitergegebenen Informationen, wie man herausfinden könne, ob diese Informationen tatsächlich stimmen oder ob er gelogen hat.
Als Nächstes ging es um unsere eigene Mediennutzung: Her Spangenberg fragte uns, wie lange wir täglich an unseren Handys säßen und was wir hauptsächlich dabei so machten. Außerdem wollte er wissen, welchen Quellen wir vertrauen und welchen nicht und was ein Browser sei. Herr Spangenberg erläuterte uns anschließend, dass man, um Fakenews zu erkennen, die sogenannten W-Fragen beantworten müsse.
Danach prüften wir anhand eines Beispiels, ob eine eBay-Anzeige eines "gebrauchten" russischen Panzers, den die Ukraine angeblich für 400k verkaufte, fake oder echt war. Wir stellten fest, dass man zunächst prüfen sollte, ob man der Person vertrauen könne, die dieses Angebot eingestellt hat. Zusätzlich kann man allerdings auch das Bild auf verschiedenen Browsern und durch Bilderscannung zurückverfolgen, da gerne alte, nicht bekannte Bilder aus dem Internet verwendet werden, um Fakenews zu verbreiten. Eine Frage, die noch geklärt wurde, war, welche Motive die Verbreiter der Fakenews haben könnten. Die beiden größten Faktoren hier sind Geld und das Erlangen von Aufmerksamkeit.
Herr Spangenberg fragte uns ebenfalls, ob Falschmeldungen schlimm seien und warum dies wohl der Fall sei. Nachdem geklärt war, dass Falschmeldungen natürlich Auswirkungen auf die betroffene Person haben könnten, erzählte uns Herr Spangenberg die Geschichte des kleinen Kubaners Elian, dessen Mutter in einem selbstgebauten Floß mit ihm nach Florida (USA) zu seiner Tante wollte. Leider kenterte das Boot und die Mutter starb. Elian wurde gerettet und in Florida zu seiner Tante gebracht. Elians Vater, der allerdings noch in Kuba war, wollte seinen Sohn wieder zurück, worüber zwei verschiedene Magazine berichten sollten. Beide Magazine zeigten auf dem Deckblatt komplett verschiedene Fotos über diese Situation, wodurch unterschiedliche Eindrücke darüber vermittelt wurden, wo der kleine Elian lieber bleiben wolle. Herr Spangenberg fragte uns, welches Deckblatt denn jetzt das richtige sei, worauf wir keine Antwort hatten. Er erzählte uns, dass beide Deckblätter in einer gewissen Weise richtig sind, nur eben verschiedene Perspektiven desselben Ereignisses zeigten.
Abschließend zeigte Herr Spangenberg uns ein Video aus drei verschiedenen Perspektiven: Im ersten Abschnitt, also in der ersten Perspektive, sah man einen Mann, der vor einem Auto wegrannte, als wolle er flüchten. Im zweiten Abschnitt sah man denselben Mann aus einer anderen Perspektive, der auf eine andere Person zu rannte und den Anschein erweckte, als wolle er sie attackieren. Erst im letzten Abschnitt, als ganzes Video, sah man, was tatsächlich geschieht: Tatsächlich bemerkte der Mann, dass die andere Person in Gefahr war, drehte sich vom Auto weg, rannte auf die Person zu und schubste die Person, kurz bevor eine Ladung Steine auf diese gefallen wäre, weg. Mit diesen Videoausschnitten wollte Herr Spangenberg uns zeigen, dass Fakenews u.a. auch daraus entstehen können, dass die Wahrheit einfach aus einer unglücklichen Perspektive gesehen wird.
Ganz zum Schluss der Doppelstunde erzählte Herr Spangenberg uns noch etwas aus dem Beruf eines Journalisten, z. B. dass er, als er für den Sender BBC gearbeitet habe, einmal Michael Schumacher für eine halbe Stunde interviewen durfte.
Nach 15 Minuten habe er allerdings bemerkt, dass sein Aufnahmegerät ausgeschaltet gewesen sei. So musste er im Studio später einiges aus seinem Gedächtnis rekonstruieren.
Auch wenn uns viele der besprochenen Aspekte schon bekannt waren, war die Präsentation recht interessant. Natürlich wäre es schöner gewesen, wäre Herr Spangenberg persönlich zu uns gekommen. Außerdem hätten alle sich ein wenig mehr praktische Anteile in der Stunde gewünscht. Nach einer Abstimmung in der Klasse sprechen wir die Empfehlung aus, dass das Projekt „Lie Detectors“ auch weiterhin in den nächsten achten Klassen stattfinden sollte, da man besonders in diesem Alter viel mit Fakenews und Social Media zu tun hat.